„Sie mögen sagen, was sie wollen; selbst bei der
Tugend ist unsere Hauptabsicht die Wollust.“ (Dass Philosophieren sterben
lernen heiße, S. 7)
Michel de Montaigne
Von der Freundschaft und andere Essais
1572/1580
© Für diese Ausgabe: Fischer Taschenbuch Verlag
2008
„IPHIGENIE: Ich rechte mit den Göttern nicht;
allein / Der Frauen Zustand ist
beklagenswert. / Zu Haus und in dem Kriege herrscht der Mann / Und in der
Fremde weiß er sich zu helfen. / Ihn freuet der Besitz, ihn krönt der Sieg; /
Ein ehrenvoller Tod ist ihm bereitet.“
(Erster Auftritt, Vers 24-28)
Johann Wolfgang Goethe
Iphigenie auf Tauris
Leipzig 1787
© Für diese Ausgabe 2011 Suhrkamp
„Sie hörten erst auf, als sie erschöpft waren. Aus
den zerbrochenen Lampen tropfte das Licht in die Papierhaufen, rieselte in die
Lagerhäuser und schlug vom Boden in die Luke. Die graue, eintönige Luft saugte
sich voll, gierig auf so viel Rot. Das Feuer erlosch von selbst, teils weil es
zwischen den steinernen Wänden der Giebelhäuser eingeenght war, teils weil der
gewöhnliche Nachtregen stärker einsetzte“ (Aufstand der Fischer von St.
Barbara, S. 49-50
Anna Seghers
Aufstand der Fischer von St. Barbara
Die Gefährten
Das wirkliche Blau
Erzählungen
© 1968 Luchterhand
„Solltest du ihm zufällig begegnen, richte ihm von
mir aus, dass ich mich nicht für beleidigt halte, denn des Teufels Versuchungen
kenne ich und weiß, es ist eine der größten, wenn er einem Menschen in den Kopf
setzt, er könne ein Buch verfassen und drucken lassen, mit dem er ebenso viel
Ruhm wie Geld verdient und ebenso viel Geld wie Ruhm.“ (S.8)
Miguel de Cervantes Saavedra
Zweiter Teil des geistvollen Ritters Don Quijote
von der Mancha
© dtv 2011
Vierter Aufzug, dritter Auftritt, die Gräfin Orsina
ORSINA: [...] Wie kann ein Mann ein Ding lieben,
das, ihm zum Trotze, auch denken will? Ein Frauenzimmer, das denket, ist eben
so ekel als ein Mann, der sich schminket. Lachen soll es, nichts als lachen, um
immerdar den gestrengen Herrn der Schöpfung bei guter Laune zu erhalten. (S.66,
25-28.)
Gotthold Ephraim Lessing:
Emilia Galotti
1772
© 9. Auflage 2014, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am
Main
"Man nehme dieses Schauspiel für nichts anderes, als
eine dramatische Geschichte, die die Vorteile der dramatischen Methode, die
Seele gleichsam bei ihren geheimsten Operationen zu ertappen, benutzt, ohne
sich übrigens in die Schranken eines Theaterstücks einzuzäunen, oder nach dem
so zweifelhaften Gewinn bei theatralischer Verkörperung zu geizen.“ (Vorrede)
Friedrich Schiller
Die Räuber
Text und Kommentar
1781
© 2013 d. A. Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main
„ Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden
Achilleus, /
Ihn, der entbrannt den Archaiern unnennbaren Jammer
erregte /
Und viel tapfere Seelen der Heldensöhne zum Ais /
Sendete, aber sie selbst zum Raub darstellte den Hunden /
Und dem Gevögel umher. So ward Zeus‘ Wille
vollendet: /
Seit dem Tag, als erst durch bitteren Zank sich
entzweiten /
Atreus’ Sohn, der Herrscher des Volks, und der edle
Achilleus./"
(1. Gesang, 1-7)
Homer
Ilias
In der Übertragung von Johann Heinrich Voß
Text nach der Erstausgabe der „Ilias“, Hamburg 1793
© 1957 Winkler Verlag, München
„Es gibt für das Seiende ein Prinzip, über welches
man sich nie täuschen kann, sondern bei dem immer das Gegenteil, ich meine die
Wahrheit, stattfinden muß, nämlich der Satz: Es ist nicht möglich, daß dasselbe
zu einer und derselben Zeit sei und nicht sei, und was noch sonst in dieser
Weise einander entgegengesetzt ist.“ (Buch XI, Kapitel 5, (a)).
Aristoteles
Metaphysik
Nach der Übersetzung von Hermann Bonitz
bearbeitet von Horst Seidl
© 1995 d. Ausgabe Felix Meiner Verlag Hamburg
Der Beginn:
„Als der siebzehnjährige Karl Roßmann, der von
seinen armen Eltern nach Amerika geschickt worden war, weil ihn ein Dienstmädchen
verführt und ein Kind von ihm bekommen hatte, in dem schon langsam gewordenen
Schiff in den Hafen von Newyork einfuhr, erblickte er die schon längst
beobachtete Statue der Freiheitsgöttin wie in einem plötzlich stärker
gewordenen Sonnenlicht. Ihr Arm mit dem Schwert ragte wie neuerdings empor und
um ihre Gestalt wehten die freien Lüfte.“ (S. 9)
Franz Kafka
Der Verschollene
(Amerika)
in der Fassung der Handschrift
© 1927 – 1994 f. d. Ausgabe Fischer Taschenbuch
Verlag, Frankfurt am Main