Der Plot klingt gut: Das Leben amerikanisierter Araber in
den USA nach dem 11. September, erzählt von der uralten Fatima aus einem Dorf
im Libanon, die das erste ihrer zehn Kinder in Detroit zur Welt brachte, wohin
sie ihrem ersten Ehemann gefolgt war, der in den 1950er Jahren wie viele andere
Araber für Mister Ford dort Autos baute. Fatima lebt bei ihrem Lieblingsenkel
Amir in L.A. der schwul ist und empfängt jede Nacht Scheherazade, der sie
Geschichten erzählt, wobei klar ist, daß Fatima nach der 1001 Nacht sterben
wird.
Offensichtlich gibt es eine Zeitung in Minneapolis, die
heißt Minneapolis Star Tribune und dann gibt es noch so etwas wie Booklist, und
die beiden werden nun auf dem Einband der deutschen Ausgabe zitiert.
„Eine schräge, köstliche Mischung aus Gesellschaftsroman,
Familiendrama und Komödie.“ schrieb wohl
die Minneapolis Star Tribune und die Booklist, was immer auch Booklist
sein mag, wird wie folgt zitiert: „Ein magischer, scharfsinniger Roman voller
Herzenswärme und Humor.“
Da kann man dann schon mal auf die Idee kommen, so etwas zu
lesen und was der Einband über Alia Yunis mitteilt, nämlich das sie
Schriftstellerin, Journalistin und Filmemacherin sei, als Tochter eines
libanesischen Diplomaten in Chicago geboren (Wer war die Mutter?) und nun in Abu Dhabi an der Uni
Kommunikationswissenschaft lehrt, klingt auch nicht schlecht.
Ja, und die ersten fünfzig Seiten lesen sich dann auch noch
recht gut.....
Der Roman beginnt mit der 992. Nacht. Wir sind also in L.A., da wird es dann am Ende
tatsächlich auch eine Feige geben, an einem Feigenbaum, der 68 Jahre früher vom
Libanon mitgebracht und zunächst in Detroit eingepflanzt wurde – also nix
Feigen in Detroit, es sei denn die Autorin benutzt die Feigen als Metapher für
die Kinder Fatimas. Aber ich habe nur
wenig Tiefsinniges oder gar Hintergründiges in diesem Roman gefunden, noch ist
der Aufbau der Erzählstruktur oder gar der Handlung etwas Besonderes. Also
Fatima versucht tagsüber ihrem schwulen Enkel eine Ehefrau zu finden, während
Scheherazade auf ihrem fliegenden Teppich alle Kinder irgendwo in den Staaten
aufsucht und man so Freud und Leid einer unglaublich riesigen Schar von
amerikanisierten Arabern erfährt, flach und langweilig aneinandergereiht, ohne
besondere Dramaturgie und ich fragte mich die ganze Zeit, wo denn die köstliche
Mischung sei, das Drama, die Komödie, das Magische und Scharfsinnige. Statt
dessen Alltägliches und Normales, was uns sicher daran erinnert, daß alle
menschliche Existenz bedingt leidvoll ist.
Alles in allem, eine, in meinen Augen und für meinen
Geschmack, mäßige, ohne jede literarische Raffinesse, auch beliebige, unspektakuläre Umsetzung des Plots. Schade
eigentlich.
Alia Yunis: Feigen in Detroit
Aus dem Amerikanischen von
Nadine Püschel und Max Stadler
© Aufbau Verlag GmbH & Co.KG, Berlin 2010
Umschlaggestaltung hißmann, heilmann, hamburg / Gundula
Hißmann