Donnerstag, 16. August 2012

Ella Griffin: An und für Dich

Richtig gut ist dieser Roman nicht. Richtig schlecht aber auch nicht. Das letzte, was „frau“ braucht, ist allerdings, daß „man“ ihr sagt, was beste Frauenunterhaltung ist. Dies ist der erste Roman, den Ella Griffin, veröffentlicht hat. Sie wuchs in Dublin auf, wo sie heute noch lebt und arbeitete viele Jahre erfolgreich in der Werbebranche, läßt uns der Klappentext wissen. „Wer beim Lesen den Alltag ausschalten will, liegt hier genau richtig.“ verkündet der andere Flügel des Klappentextes und dazwischen liegen nun 476 Steinen „Frauenunterhaltung“. Diesen Begriff vergesse ich jetzt mal.

Saffy ist eine um die dreißig Jahre alte Frau, taff und erfolgreich in einer Werbeagentur. Ob sie nun eine Art Direktorin, oder schon eine Creativ Direktorin ist, erfährt man nicht so genau. Sie rettet aber im allergrößten Schlamassel große Etats für die Agentur. Seit sechs Jahren lebt sie mit einem Mann zusammen, der als halbnackter Feuerwehrmann der Held einer Fernsehserie ist. Am Rande sei erwähnt, daß sie ihn dazu gemacht hatte. Hinter jedem erfolgreichen Manne, steckt in der Regel eine ehrgeizige, kluge Frau.

Werbeagentur und Fernsehen sind schon mal die beiden ersten Zutaten für dieses „Gericht“. Die beiden haben gemeinsame Freunde: Connor, ein Lehrer und Jess, die nebenher arbeitet und die zusammen Zwillinge haben und dennoch unbeschreiblich guten Sex haben und nicht die Finger voneinander lassen können. Ah ja, Connor arbeitet an einem Roman, den er an seinem provisorischen Arbeitsplatz unter einer Treppe schreibt. Ob es nun Jill war, Jill ist Saffys Mutter, die Saffy beeinflußte, gerade am Valentinstag, nach sechs Jahren Beziehung, von Gregg, dem halbnackten Feuerwehrmann (er ist wenigsten einmal in jeder Folge der Serie halbnackt zu sehen) einen Heiratsantrag zu erwarten, oder der anstehende Valentinstag, mit dem dieser Roman beginnt. Sie sehen also, es gibt noch eine ganze Menge anderer Zutaten, aus denen sich tatsächlich ein traumhaftes Gericht zaubern ließe.

Ich sagte Anfangs, nicht richtig gut und nicht richtig schlecht. Aber nach dem ersten Drittel dieses Romans war klar, daß das nicht reichen kann, um beste Frauenunterhaltung genießen zu können. Was hat Ella Griffin getan mit all diesen Zutaten? Von allem zuviel genommen und das dann auch noch verlängert!

Ihre Beschreibungen sind eine Aneinanderreihung ohne Raffinesse und wie die Geschichte weiter und aus gehen wird, scheinst so sicher wie das Amen in der Kirche zu sein. Handlung, Spannung, Humor und Ironie, das überraschende Moment; ja vorhanden, aber irgendwie zugekleistert und man könnte meinen, Ella Griffin glaubt das alles, was sie da schreibt und Frauenunterhaltung sei was für doofe, die ihr Gehirn ausschalten beim Einkaufen und die sich einfach nur weg träumen. Und am besten mit einem Abenteurer aus Australien, der schon alles war und nun das angesagteste Restaurant der Stadt hat, aber immer noch wie der Weltmeister im Surfen aussieht , aber wie seine eigene Spülhilfe daherkommt. Oder ist ihnen ein Ballonfahrer lieber? Der heißt Joe.

Wie gesagt: Das letzte was eine Frau braucht, ist ein Mann, der ihr sagt, was gute Frauenunterhaltung ist. Ich hoffe, Ella Griffin nimmt sich beim nächsten Roman mehr Zeit, um den dann kürzer zu schreiben. Als Hera Lind ihren ersten Roman schrieb, dachte sie zum Thema Frauenunterhaltung, daß sie das besser machen könnte. Und das machte sie dann auch.

Übrigens: Der Titel ist klasse!



Ella Griffin: An und für Dich
Aus dem Englischen von Jenny Merling und Isabel Bogdan
© 2012 Kiepenheuer & Witsch, Köln
Umschlaggestaltung: Barbara Thoben, Köln, basierend auf dem Originalumschlag von www.debbieclementdesign.com