Der kleine Textauszug:
Die dritte Schlacht gegen Cortes – die Entscheidungsschlacht
– hatte Prinz Kriegsmaske verloren, weil er Kreideschmetterling gewonnen, weil
er, von rasender Eifersucht verleitet, während des Kampfes das Zelt seines
Mitfeldherrn Piltecatl umstellen und Kreideschmetterling daraus rauben ließ,
worauf Piltecatl mit vierzigtausend Kriegern sich grollend vom Kampffeld
zurückzog. So benommen war Prinz Kriegsmaske von der zauberhaften Knäbin, daß
ihm ihr Besitz all sein Mißgeschick aufwog. In seinem Palast hielt er sie
eingeschlossen, umriegelt, umzirkt, als das Einmalige, das sie war. Ihr
früheres Vergehen war ihr verziehen; der Todesstrafe durch den geglückten
Todeslauf entronnen, war sie ja unantastbar. Ein Verliebter, dachte er auch
nicht an Vergeltung. Wieder behängte er sie mit Juwelen, gab ihr
Fächerträgerinnen, Sandalenbinderinnen, Haarkämmerinnen, Girlandenflechterinnen
und schenkte ihr einen überaus kostbaren Handspiegel aus schwarzem Obsidian,
damit sie an ihrer einzigartigen Schönheit Freude habe. Fünf alte Frauen aber
hatten Auftrag, das Zwitterwesen nie aus den Augen zu lassen. Nur in wenigen,
von Fontänen gekühlten Räumen und nur in einem kleinen Teil des Gartens war
Kreideschmetterling zu lustwandeln gestattet.
Eduard Stucken: Die weißen Götter
1931