Sechs Jahre stand das Buch, nachdem ich die Einleitung damals
gelesen hatte, ganz unten in meinem Bücherregal. Da sprang mir nichts sofort ins Gesicht.
Wer oder was der Autor war, davon hatte ich auch keine
Ahnung und das dieses Buch auf der Spiegel Bestsellerliste ganz oben stand,
schreckte mich ohnedies ab. Offensichtlich wurde Richard David Precht in den
Jahren, in denen sein Buch in meinem Regal verstaubte immer medienpräsenter und
obwohl ich nunmehr seid vier Jahren kein Fernsehen mehr gucke und keine
Zeitungen lese, erfuhr ich doch von der teilweise heftig geführten Kontroverse
um den Autor und seine Bücher.
Dann stand sie für mich im Raume, die Frage: Wer oder was
ist interessanter: Autor oder Buch? Ergo: zweiter Leseversuch!
Die heftige Diskussion um Precht ist natürlich zum größten
Teil bullschit und läßt sich in der
Regel auf Neid und Dummheit herunterbrechen, soweit es dieses Buch betrifft. Genaugenommen
ist das auch völlig belanglos.
In diesem Buch liefert Precht einen soliden allgemeinen
Überblick über das, was 2007, als das Buch erschien, in der Philosophie und sie
betreffende Disziplinen an deutschen
Universitäten gelehrt wurde und zum größten Teil, heute noch gelehrt wird. Nichts Neues und er stellt auch keine neuen
Thesen oder Theorien auf. Kein Grund
also, sich aufzuregen.
Precht geht nicht das geringste Risiko ein, nicht einmal
das, eventuell nicht verstanden zu werden, denn seine Darstellungen könnten
nicht einfacher und unverbindlicher sein und damit zielt er natürlich auf das
Verständnis der breiten Masse.
Wenn er in seiner Einleitung zu diesem Buch schreibt, eine Einführung
liefern zu wollen, so darf man natürlich keine wissenschaftliche Einführung in
die Philosophie zum Beispiel erwarten.
Hätte er eine wissenschaftliche Einführung im Sinne eines Fachbuches gemacht,
wäre dieser Band nie in irgendwelchen Bestenlisten aufgetaucht.
„Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“ ist ein nettes
einfaches Buch, solide auch in seinem Stil, uninteressant für wissenschaftlich
gebildete Leser , selbst wenn die sich nur unterhalten lassen wollen, oder gar
Wissenschaftler aus den behandelten Disziplinen, es sei denn sie wollen wissen,
ob sie eventuell zitiert wurden oder studieren, wie man schreiben muß, um einen
möglichen Bestseller zu landen.
Einem möglichen Leser vermittelt das übersichtliche Inhaltsverzeichnis
sofort einen klaren Überblick: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf
ich hoffen? sind die drei großen Oberbegriffe und dann folgen die Überschriften
eben für die einzelnen Kapitel und wenn dieser mögliche Leser der irgendwie
neugierig auf Precht oder dieses Buch geworden ist, sich dann kurz die Zeit nimmt, eine oder zwei Seiten eines ihn interessierenden
Kapitels anzulesen, ergibt sich für
diesen sofort eine zuverlässige Antwort auf die von mir oben gestellte Frage,
ob das Buch interessant ist.
Was meine Frage, die für mich im Raume stand, angeht, so
habe ich meine Antworten gefunden, auch wenn sie anders sein mögen, als
gemeinhin erwartet und auch, wenn es neue Fragen aufwirft, was man aber eben
von einem soliden Autor, Philosophen und Buch ja auch erwarten kann.
Richard David Precht: Wer bin ich und wenn ja, wie viele?
© 2007 Goldmann Verlag, München
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlaggestaltung: Oliver Weiss
Umschlagmotiv: Oliver Weiss