Dienstag, 4. Juni 2013

Richard David Precht: Wer bin ich und wenn ja, wieviele?


Sechs Jahre stand das Buch, nachdem ich die Einleitung damals gelesen hatte, ganz unten in meinem Bücherregal.  Da sprang mir nichts sofort ins Gesicht.

Wer oder was der Autor war, davon hatte ich auch keine Ahnung und das dieses Buch auf der Spiegel Bestsellerliste ganz oben stand, schreckte mich ohnedies ab. Offensichtlich wurde Richard David Precht in den Jahren, in denen sein Buch in meinem Regal verstaubte immer medienpräsenter und obwohl ich nunmehr seid vier Jahren kein Fernsehen mehr gucke und keine Zeitungen lese, erfuhr ich doch von der teilweise heftig geführten Kontroverse um den Autor und seine Bücher.

Dann stand sie für mich im Raume, die Frage: Wer oder was ist interessanter: Autor oder Buch? Ergo: zweiter Leseversuch!

Die heftige Diskussion um Precht ist natürlich zum größten Teil bullschit  und läßt sich in der Regel auf Neid und Dummheit herunterbrechen, soweit es dieses Buch betrifft. Genaugenommen ist das auch völlig belanglos.

In diesem Buch liefert Precht einen soliden allgemeinen Überblick über das, was 2007, als das Buch erschien, in der Philosophie und sie betreffende Disziplinen  an deutschen Universitäten gelehrt wurde und zum größten Teil, heute noch gelehrt wird.  Nichts Neues und er stellt auch keine neuen Thesen oder Theorien auf.  Kein Grund also, sich aufzuregen.

Precht geht nicht das geringste Risiko ein, nicht einmal das, eventuell nicht verstanden zu werden, denn seine Darstellungen könnten nicht einfacher und unverbindlicher sein und damit zielt er natürlich auf das Verständnis der breiten Masse.  

Wenn er in seiner Einleitung zu diesem Buch schreibt, eine Einführung liefern zu wollen, so darf man natürlich keine wissenschaftliche Einführung in die Philosophie zum Beispiel erwarten.  Hätte er eine wissenschaftliche Einführung im Sinne eines Fachbuches gemacht, wäre dieser Band nie in irgendwelchen Bestenlisten aufgetaucht.

„Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“ ist ein nettes einfaches Buch, solide auch in seinem Stil, uninteressant für wissenschaftlich gebildete Leser , selbst wenn die sich nur unterhalten lassen wollen, oder gar Wissenschaftler aus den behandelten Disziplinen, es sei denn sie wollen wissen, ob sie eventuell zitiert wurden oder studieren, wie man schreiben muß, um einen möglichen Bestseller zu landen.

Einem möglichen Leser vermittelt das übersichtliche Inhaltsverzeichnis sofort einen klaren Überblick: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? sind die drei großen Oberbegriffe und dann folgen die Überschriften eben für die einzelnen Kapitel und wenn dieser mögliche Leser der irgendwie neugierig auf Precht oder dieses Buch geworden ist,  sich dann kurz die Zeit nimmt, eine oder zwei Seiten eines ihn interessierenden Kapitels anzulesen,  ergibt sich für diesen sofort eine zuverlässige Antwort auf die von mir oben gestellte Frage, ob das Buch interessant ist.

Was meine Frage, die für mich im Raume stand, angeht, so habe ich meine Antworten gefunden, auch wenn sie anders sein mögen, als gemeinhin erwartet und auch, wenn es neue Fragen aufwirft, was man aber eben von einem soliden Autor, Philosophen und Buch ja auch erwarten kann.  


Richard David Precht: Wer bin ich und wenn ja, wie viele?

© 2007 Goldmann Verlag, München
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlaggestaltung: Oliver Weiss
Umschlagmotiv: Oliver Weiss