Sonntag, 1. Juli 2018

Wilfried N'Sondé: Das Herz der Leopardenkinder


"Jetzt sitze ich in der Zelle, achtundvierzig Stunden Polizeigewahrsam. Sie haben mir meinen Gürtel weggenommen, die Schnürsenkel und die Schuhe. Wenn ich aufstehe, muss ich die Hose mit der Hand halten, sie haben mich im Gestank meines Erbrochenen liegen lassen, schwer zu sagen, was da alles an meinen Klamotten klebt. Eine Horde impotenter Sadisten, Folterknechte und Rassisten seid ihr. Außer dem komischen Türdrü- | 23 cker, auf den ich alle Vietelstunden meine Pein, meine Angst und meine Wut spucken kann, ohne Schläge oder Ohrfeigen zu riskieren, gibts hier nichts. [...] Ich versuche mich zu erinnern, was wohl passiert sein könnte, aber da ist nur eine erschreckende Leere." (S. 22-23)

Wilfried N'Sonde:

Das Herz der Leopardenkinder

(c) Verlag Antje Kunstmann GmbH, 2008
(c) der Originalausgabe: Actes Sud, Arles 2007