Samstag, 22. September 2012

Henry Fielding


 
Es war der erste Tag des Decembers 1741, wie ich dieses Leben und meine Wohnung in Cheapside verließ. Mein Körper war bereits einige Zeit todt, ehe ich die Freyheit hatte ihn zu verlassen, in der Erwartung, derselbe möchte durch einen oder den anderen Zufall wieder ein Leben erhalten. Diese Verbindlichkeit ist allen Seelen durch die ewigen Gesetze des Schicksals auferlegt worden, um aller Unordnung vorzubeugen, die sonst entstehen könnte. Sobald die bestimmte Zeit meiner Verweilung verflossen war, (die jedoch nicht länger dauerte, als bis der Körper völlig kalt und steif geworden war) fing ich an mich in Bewegung zu setzen; traf aber viele Hinderniße an, die meinen Abzug aufhielten: der Mund, oder die eigentliche Thür war verschlossen, so daß ich es unmöglich fand, da durchzudringen; die Fenster, oder wie man gemeiniglich redet, die Augen, waren durch die vorsichtige Hand einer Wärterin so fest zusammen gedruckt worden, daß alle Versuche sie zu öffnen vergeblich waren; endlich entdeckte ich einen Strahl eines Lichts, welches am Dache des Hauses (denn so nenne ich den Körper, worin ich verschlossen war,) schimmerte; ich schwung mich dahin an, und ließ mich wiederum durch eine Art von Kamingange behende herab, oder deutlicher, ich entwischte durch die Naßlöcher. 

Kein Gefangener, der aus einer langen Einsperrung entlassen wird, kann die Annehmlichkeiten der Freyheit mit größerem Vergnügen empfinden, als ich, da ich jetzo aus einem Kerker befreyet wurde, worin ich mehr als vierzig Jahre war eingeschlossen gewesen, und unter diesen entzückenden Betrachtungen wendete ich noch einmal meine Augen auf denselben zurück.

(Henry Fielding: Eine Reise von dieser Welt in die nächste, Kopenhagen, 1759, sic)