‚Es ist das
Frühjahr 1999, noch immer steht die israelische Armee im Südlibanon, auf der
Festung Beaufort treffen neue Soldaten ein: vierzehn junge Männer und der erst
einundzwanzigjährige Offizier Eres.’ So liest es sich recht nüchtern auf dem Klappentext. Und dann macht
Ron Leshem tatsächlich ein Faß auf! Also wenn ich mit einem Juden mal wieder im
Streit liegen sollte, weiß ich jetzt schon, was ich ihn an der richtigen Stelle
unterjubeln werde, denn in diesem Roman heißt es auf Seite 32: „Und dann wäre da noch die allerschlimmste,
allerübelste Verwünschung: Gebe Gott, daß sie dir den Zettel aus der Klagemauer
stehlen.“ Auf den Seiten zuvor gab es
quasi eine Lehrstunde in die Terminologie und Sprache der jungen Soldaten, und
die ist gepfeffert und derbe. ‚Die Jungs kommen frisch aus den Tel Aviver
In-Lokalen, haben den Kopf voller Sex & Drugs und noch keine Ahnung, daß es
ans Sterben geht.’ Leshem muß es wissen, er ist Jahrgang 1976. So ist dieser
Roman ‚eine Geschichte von Helden, die keine sein wollen, von Angst,
Freundschaft und dem Traum von einem wilden Leben. ‚
Ich las diesen
Roman mit gemischten Gefühlen, denn ich lebte einige Monate in diesem
‚Paradies’, dem Süden des Libanon, und einen halben Tag lag ich im Straßengraben unter dem Beschuß einer
israelischen Kommandotrupps. Ich gewisser Weise kannte ich bisher also nur die
andere Seite, über die ich bis heute noch keinen Roman kenne. Leshems Roman
bietet nicht nur eine erschütternde und ‚erhellende Innenschau aus Israels
Armee’ sondern auch einen Einblick in das Denken und Fühlen einer ganzen
Generation und das ist überaus packend bis an die Schmerzgrenze.
Hoffnung
allerdings, auf ein Paradies im Nahen Osten und Frieden, habe ich dennoch
nicht, den mir scheint es, daß auch diese Generation nichts dazu gelernt hat;
nicht einmal dieser junge Offizier Eres, dem nachher nicht mehr eine Handvoll
seiner „Kinder“ bleiben. Gebe Gott, daß
sie ihnen allen ihre Zettel aus der Klagemauer stehlen; auch die arabischen.
Ron Leshem: Wenn
es ein Paradies gibt
Aus dem
Hebräischen von Markus Lemke
© 2008 Rowohlt Berlin Verlag GmbH, Berlin
Umschlaggestaltung:
any.way, Cathrin Günter, Walter
Hellmann
Umschlagabbildung:
Bavaria Film International / United King Films
Foto des Autors:
privat