Sascha Lobo ist
Blogger, Twitterer und bezeichnet sich als Strategiebrater. Ein paar andere
selbsterfundene Berufe, verkündet er salopp, könne er auch noch nennen. Er steht wohl für das, wovon viele
Blogger träumen. 2010 erschien sein Debütroman, den ich vor ein paar Monaten als
Mängelexemplar in der Mayerschen Buchhandlung in Dortmund für einen Euro aus
der weißen Tonne fischte und mir an einem Nachmittag genüßlich reinzog. Es sind
nur 285 großzügig gesetzte Seiten. Mein
„genüßliches Reinziehen“ geschah aber nicht ohne gewisse Vorbehalte und immer
wieder tauchte die Frage auf, wie blöd man eigentlich sein muß, kann oder darf.
Das mit dem Blöd ist aber so eine Sache für sich und heißt nicht, daß ich
diesen Roman blöd finde.
Auf dem Umschlag
heißt es: „Tausche Seele gegen Erfolg. Sascha Lobos packender Debütroman über
die Lebensgier in den Zeiten der New Economy“. Zum einen gibt es diese Lebensgier nicht erst seit den Zeiten der
New Economy, sondern gerade im Kapitalismus in den unterschiedlichsten
Variationen und zum anderen drückt sich diese in jeder Branche aus. Was in diesem Roman so unterhaltsam und
gleichzeitig berechnend für die New Economy typisch herausgestellt wird ist ein
alter Hut und gilt auch für Friseure, Verlage, Kneipen, Banken und viele andere
Branchen. Jetzt habe ich die Floristen
vergessen; die hatten auch mal Konjunktur und waren in und chic. Fitneßclubs habe
ich vergessen zu erwähnen.
Stefan, der Icherzähler,
ist fünfundzwanzig. Er kommt als cooler, lässiger Typ rüber, nach dem Motto,
was kostet die Welt und was macht ihm am meisten Spaß, was gefällt ihm, was
gibt es zu trinken und welche Frau kann er vögeln. Er mag die Mercedes S-Klasse. Seine Freunde sind so cool und lässig wie er. Thorsten, zu meiner Zeit nannte man so was wie
Thorsten einen Schaumschläger, vermittelt Stefan in die Werbeagentur in der er
selber arbeitet, eine Zeitlang blenden und beeindrucken sie zusammen dort,
Thorsten mehr als Stefan und irgendwann fliegt Thorsten raus, was soll’s, war sowieso
scheiße, und dann kommt es zur schnellen Gründung einer eigenen Agentur und so
ein, zwei Jahr lang hat man Konjunktur. Okay, es wird nicht die S-Klasse, weil Thorsten
steht auf A 8! Ist ja auch egal. Stefan wurde nur einmal von der S-Klasse mit dreihundert
Stundenkilometern überholt, als er selber zweihundertfünfundachtzig fuhr.
Es gibt noch ein
paar andere Figuren in diesem Roman, aber das sind eher eingeschobene Spots, Anekdötchen
von und über die Stefan erzählt und berichtet. So ist die ganze Erzählstruktur
keine Struktur, sondern eine Aneinanderreihung von klischeehaften
Begegebnheiten die ganz bestimmte Reaktionen und Assoziationen beim Rezeptenten
hervorrufen und wohl auch hervorrufen sollen.
Und das Ganze so ziemlich ohne Reflexionsebene. Aber wer braucht das
schon bei soviel Coolness und Lebensgier? Es ist Unterhaltung! Wenn man so was mag....?!
Dennoch scheint
mir noch etwas mir gelungen zu sein, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob es
beabsichtigt war. Die Darstellung von Oberflächlichkeit, Dummheit und Selbstgefälligkeit
nicht nur einer Wirklichkeit.
Ein Satz machte
mich stutzig. Woher kennt Sascha Lobo den Satz: „Where’s the beef?“
Sascha Lobo:
Strohfeuer
© 2010 by Rowohlt –
Berlin Verlag GmbH, Berlin
Umschlaggestaltung:
any.way Walter Hellmann
Umschlagfoto: ©
Reto Klar