Leopardenkinder sind geborene Schwarzafrikaner, die ihr Land
verlassen haben oder verlassen mußten und in der Fremde leben. Unseren „Held“ hat es nach Frankreich
verschlagen, nach Paris, da hat er studiert und sein Examen gemacht.
Der gerade mal 124 Seite kurze Roman beginnt mit dem Aufwachen
unseres Helden in einer Gefängniszelle. Er ist noch nicht ganz Nüchtern, er wurde zusammengeschlagen und
jetzt löchert ihn ein Kommissar mit Fragen, Fragen, Fragen.
Verlassen und Erniedrig stürzt eine Flut von Erinnerungen
auf ihn ein. „Und immer wieder werden
die Stimmen der Ahnen lebendig, die von Ehre, Stolz und magischen Kräften
künden.“ (Klappentext) Da ist die Erinnerung an Mireille und seine
leidenschaftliche Liebe zu ihr, die er verlassen hat um der Hoffnungslosigkeit
der öden Vorstädte zu entfliehen; er erinnert sich an seinen Blutsbruder
Darissa und er erinnert sich an Kamel der zu einem Fanatiker geworden war.
„Und auch später, wenn die Worte des Ahnen so laut in meiner
kleinen Brust widerhallten, daß ich ins Taumeln kam: Das Wichtigste ist die
Schule. Vergiss nie, daß du nicht zu Hause bist, als Fremder hast du es
schwerer. Du mußt immer besser sein als der Weiße, sonst verachtet er dich!" (Seite
77)
Wenn ich einen Schwarzen oder eine Schwarze in der U-Bahn oder
sonst wo sehe, in diesem Land oder einem anderen europäischen Land, dann frage
ich mich immer, wie sie sich wohl fühlen mögen, was sie denken und wie es ihnen
geht. Eine mögliche Antwort lieferte mir
dieser beeindruckende, unter die Haut gehende Roman.
Wilfried N’Sondé: Das Herz der Leopardenkinder
Aus dem Französischen von Brigitte Große
© Verlag Antje Kunstmann GmbH, München 2008
Umschlaggestaltung: Michael Keller, München