Das Hemd, welches auf
dem Bucheinband wie eine Jacke aussieht, ist eine recht konventionell erzählte
Geschichte, in der ich den Russen, wie er im Buche stehen soll, nicht gefunden
habe, genausowenig wie den Dandy des 21. Jahrhunderts. Mit diesen Begriffen wirbt der Einband. Und
diese Geschichte hätte auch über eine Hose erzählt werden und in Pusemukel oder
sonstwo handeln können, was auch keine weiteren, erleuchtenden oder sonstwie
interessanten Erkenntnisse vermittelt hätte. In diesem Fall wäre dann Pusemukel
genauso langweilig wie das Moskau des 21. Jahrhunderts, oder genauso
interessant. Damit sage ich jetzt nicht, das Jewgenij Grischkowez nicht
schreiben kann. Nur, es ist halt Jacke,
wie Hose, ob man es liest oder nicht, oder ob ich China ein Sack Reis umfällt
oder in Moskau ein Tür zu: Also irgendwie fast langweilig und nichtssagend.
Der Held ist
Architekt, holt seinen Freund vom Lande am Morgen vom Flugplatz ab, hat seine
Geschäftstermine mit verschrobenen Bauherren die sich für das gelbe vom Ei
halten, macht sich so ein paar Gedanken, hat sich unsterblich verliebt und
kommt den ganzen Tag nicht dazu, seine Hose, äh, sein Hemd zu wechseln, sich
mit seinem Kumpel vernünftig zu besaufen und und und.
Ich habe extra
geschrieben „fast langweilig“. Mag
sein, daß manche so etwas unterhaltend finden. Aber das Klischee vom Russen und Dandy ist doch recht ausgeleiert
und hier nicht wirklich spritzig oder überzogen gezeichnet. Jetzt müßte ich
glatt mal googeln, ob der noch was geschrieben hat, aber irgendwie fühle ich
mich nach diesem Buch nicht motiviert genug dazu.
Jewgenij
Grischkowez: Das Hemd
Aus dem Russischen
von Beate Rausch
© 2008 Amman
Verlag & Co, Zürich
Umschlaggestaltung:
Cécile Graf-Gloor