Der Pulitzer-Preis, der Nobelpreis und einige andere Auszeichnungen,
das sind schon mal Freifahrtscheine für die nächsten Veröffentlichungen.
Einen solchen Freifahrtschein erhielt Jhumpa Lahiri im Jahre
2000 für Interpreter of Maladies (deutschsprachiger Titel: Melancholie der
Ankunft) .
Sie ist bengalischer Abstammung, wurde 1967 in London
geboren, wuchs in Rohde Island auf, ist verheirat und hat zwei Kinder. Heute
lebt sie in Brooklyn. (Stand 2008)
Ihr Thema ist das Leben und die Probleme Indo-Amerikaner und
sie schreibt aus ihrer Sicht als betroffenen, sie ist, wie oben erwähnt, selbst eine Indo-Amerikanerin.
Das alles machte mich dann doch neugierig, der Rowohlt
Verlag ist ja auch nicht der Schlechteste und tönte gar auf dem Klappentext, „die
Pulitzerpeisträgerin [...] entfaltet in dieser wunderschönen Liebesgeschichte
eine ganze Welt voll schicksalhafter Dramatik, mit einer Prosa von suggestiver
Eleganz und größtem Feingefühl.“
Ich falle doch immer wieder auf solche Klappentexte rein.
aber vielleicht waren es auch meine Erinnerungen an meine Reisen durch das
Indien der 1980er Jahre.
Zwischen dem Pulitzer-Preis und dem Erscheinen dieses Buches
liegen acht Jahre. Da verfällt eigentlich ein Freifahrtschein. Und irgendwie assoziiere
ich mit dem Namen Lahiri jetzt immer „larifari“.
Hema ist die Erzählerin dieser Geschichte. Es ist ihre Geschichte und sie ist verliebt in
Kaushik. Also später. Zunächst können die Kinder nichts miteinander anfangen. Man
kommt aus Bengalen, lebt in Massachusetts. Irgend jemand stirbt natürlich, die
Dramatik muß ja rein, die Zeit vergeht, man begegnet sich in Rom, zwanzig Jahre
später, Hema führt ein unbefriedigendes Geliebtendasein, nein nicht mit Kausik,
der ist am Ende seiner Fotojournalistenkarriere. Beide treffen sich, die quasi
Heimatlosen, kulturell wie geistig.
„Eine jähe, wilde Liebe schlägt sie in den Bann und verheißt
einen Hafen, doch ein dunkler italienischer Herbst wirft seine Schatten
voraus...“ (Klappentext) Von wegen: Pustekuchen! (Männer, die Frauen in Bengalen
sind scheinbar immer noch das, was man ihnen in den 1980er Jahren nachgesagt
hat).
Ich sag jetzt nicht, daß es langweilig war, das zu lesen. So
ab und an gab es doch einige auffällige Verhaltensweisen, die auf interessante
und liebenswerte ethnische Eigenheiten zurückzuführen sind. Bei weitem aber
nicht genug, als etwas anderes in diesem Roman zu sehen, als eben, na ja, eine nette
Liebesgeschichte, nicht gerade auf dem Niveau
eines Dreigroschenromans, aber eben auch nicht mehr als Unterhaltung, wobei der
Grad dessen, was Unterhaltung ist, ja bekanntlich schwer festzulegen ist.
Es war eben mehr
oder weniger Larifari. Eine typische, stereotype
08/15 US-Bestsellerproduktion.
Jhumpa Lahiri: Einmal im Leben
Aus dem Englischen von Gertraude Krueger
© 2008 by Rowohlt Verlag, GmbH, Reinbek bei Hamburg
Umschlaggestaltung: Anzinger | Wüschner | Rasp, München
Umschlagfoto:
David Muench/Corbis