Hier reizte mich
die Story: Ostfriesen aus Papenburg bauen ein Schiff und als es fertig ist,
zerlegen sie es vor dem Stapellauf und packen es in fünftausend Holzkisten und
verschiffen die nach Zentralafrika, also nicht ganz Zentralafrika, an den
Tanganjikasee, südlich des
Kilimandscharo, um es wieder zusammenzubauen.
Das machen diese drei Ostfriesen, die keine Ostfriesen sind, sondern
Emsländer.
So war er halt, der Kaiser Wilhelm II. , der Krüppel, mit dem
steifen Arm.
Dieses Schiff wieder
zusammen zu bauen, dauert über ein Jahr und für ein Jahr nun landen diese drei
Emsländer, die immer für Ostfriesen gehalten werden in Deutsch-Ostafrika,
während der erste Weltkrieg ausbricht.
Parallel zu dem
authentischen Hintergrund dieser Geschichte von diesen Ostfriesen und dem
Zusammenbau und dem Leben in Deutsch-Ostafrika, erzählt Alex Capus die
Geschichte eines Briten, einem Oberstleutnant, der irgendwann von Winston
Churchill beauftragt wird, zwei zu Kanonenboote umgebaute Ausflugsschiffe über
den Landweg an den Tanganjikasee zu bringen. Diese Oberstleutnant hat es in
sich. Er ist ein Aufschneider, der keine Freunde hat. Wider erwarten kommt er
an Ziel.
Amüsant und
unterhaltend liest sich das alles, ein
netter kleiner Roman. Die Darstellung
und Eigenschaften wie „feiner Humor mit illusionsloser Klarheit,“ die
„raffiniert aufgebaute Spannung mit sensibler Charakterzeichnung“, die der
Klappentext verspricht allerdings, oder gar die Beschreibung „wie eine Welt
vermeintlicher Gewißheiten aus den Fugen gerät“ ist für meinen Geschmack eher
ziemlich bieder rübergekommen.
Vielleicht ist das ja gewollt: Wann war noch mal die Zeit des
Biedermeiers? Jedenfalls „klingt“ dieser Roman für mich, beim lesen, so ziemlich nach Biedermeier.
Alex Capus: Eine
Frage der Zeit
© 2007 by Albrecht
Knaus Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlaggestaltung:
semper smile Werbeagentur, München
Umschlagmotiv:
AKG-Images