Irgendwo an der Atlantikküste, da wo ein Sturm ein ganzes
Hotel im Sand versinken lassen kann – wir müssen also in Südamerika sein
-, wird Mary vergiftet. Mary ist eine
wunderschöne junge Frau. Okay, sie hat sich an den Verlobten ihrer Schwester
herangemacht. Aber ich will nicht vorgreifen.
Nachdem Doktor Humberto Hubermann seine morgendliche
Dröhnung Arsenglobuli, immer zehn Kügelchen, auch am Abend, zu sich genommen
hat, ist er noch nicht einmal im Hotel Central angekommen und hat schon
schlechte Laune.
Wir sind erst am Anfang dieses Krimis von 167 Seiten, aber ich
hatte schon auf Seite 13 dann doch das Gefühl, daß er mich im Szenario, den
Figuren und der Handlung an einen Krimi von Agatha Christie erinnert.
Das war so der Zeitpunkt, als ich begann zu fürchten, aus
der erhofften Literarischen Entdeckung wird wohl nichts. Und schon sehr bald reute mich die Ausgabe
von 18,85 € für dieses kleine Bändchen.
Es gibt dann eine Handvoll der üblichen Verdächtigen und
irgendwie spinnt sich doch so etwas wie ein ungewöhnliches und seltenes Verwirrspiel,
das an Ping Pong erinnert.
Irgendwie Ping Pong muß es ja auch gewesen sein, denn diesen
Roman schrieben zwei Schriftsteller: Silvina Ocampo und Adolfo Bioy Casares und
ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Beiden sich mit großer
eigener Freude und zum Spaß, so am Abend vielleicht vorm Kamin liegend,
irgendwo in Südamerika, beim Sandsturm, die Zettelchen mit ihren Texten
zuschoben. Sie waren ja miteinander
verheiratet und das wohl recht lang. So
am Stück bekommt das Ganze einen ungewöhnlichen Stil, auch die Sprache ist
ungewöhnlich und auch wenn man Agatha Christie ums Verrecken nicht abschütteln
kann, erliegt man durchaus bis zu einem gewissen Grade dem Gefühl, zumindest
etwas ganz Neues zu lesen, obwohl das Ding 1942 geschrieben wurde.
Da die wenigen Seiten ausgesprochen großzügig bedruckt sind,
hält der Lesespaß nicht lange an. Und
ab Seite 100 war klar, da kommt nicht viel mehr an Entwicklung, an Struktur, an
Sprache und Verwicklungen. Ich glaube, beim Chinesischen Essen hält der Grad
der Sättigung auch nie lange an.
Genauso erging es mir eben bei diesem Roman, in dem sich
eigentlich nie so richtig etwas entwickelte; weder die Handlung, noch die
Figuren und alle Bilder waren von Agatha Christie belegt. Allerdings einer
sehr, sehr dünnen. So, als wäre es ein erster Entwurf, ein Plot, für einen
größeren Roman, der noch geschrieben sein wollte.
Silvina Ocampo und Adolfo Bioy Casares: Der Hass der
Liebenden
Aus dem Spanischen übersetzt von Petra Strien-Bourmer
© 2010 by Manesse Verlag, Zürich
Umschlaggestaltung: glanegger.com, München
unter Verwendung von Motiven von
© Jodi Cobb
und Christopher Ray Robertson